|
|
Hier
stelle ich euch nun drei meiner ältesten Spitzmaschinen
genauer vor.
Alle drei stammen aus den USA, ihr Entstehungsdatum liegt vor 1900! Die
Firmen selbst wurden auf dem Spitzmaschinensektor mit jeweils nur
diesem
einem Modell bekannt, danach wurde es still um die drei Companys. Diese
Maschinen sind in Europa nahezu nicht zu bekommen, während in
ihrem
Mutterland zahlreiche Modelle überlebt haben. Die Preise sind
daher
relativ moderat, um 200-300 Dollar muss man dafür jeweils
anlegen. Sehr
gut erhaltene Exemplare sind rar, was sich dann auch in extremen
Preissprüngen wiederspiegelt. Von allen drei Modellen sind
Abarten
bekannt, die dann ebenfalls übermässig teuer
gehandelt werden.
|
|
Perfekt Pencil
Pointer - Goodell |
Die
Erste der drei hier vorzustellenden Urgesteine wurde am 29.04.1890 von
Edwin S. Drake patentiert. Anfangs als "Perfekt Pencil
Pointer" vermarkted, wurde sie ab ca. 1892 von der Goodell
& Co. als "Goodell" angeboten. Nahezu
vollständig
aus Holz gefertigt, ist sie eine sehr interessante Spitzmaschine, wenn
auch nur wenig effektiv. Um einen komplett abgebrochenen Stift damit
wieder spitz zu bekommen sollte man wohl 10 Minuten und einen
Muskelkater einplanen. Sie ist wohl eher als Minenspitzer zu verstehen.
Trotzdem fand sie relativ weite Verbreitung, denn ab und zu wird sie
noch auf Ebay angeboten.
Ihre Technik ist recht aufwändig, was man auf den ersten Blick
garnicht
vermuten mag. Der Stift wird oben eingesteckt, bis er unten wieder
herraus ragt, dann wird er gegen die Feile gedrückt und der
rundliche
Teil wird dann hin und her bewegt. Dabei wird der Stift durch die auf
der Unterseite eingelassene Zahnstange mitgedreht!
Rechts und links befinden sich im Holz zwei Löcher. Darin
waren zwei
filigrane Klemmen eingehangen, die eine Befestigung der Maschine
ermöglichen sollten. Diese fehlen nahezu immer (so auch beim
meiner
Spitzmaschine). Auf der Unterseite befindet sich eine Art
Bedienungsanleitung. Erstaunlicherweise wird die Goodell noch 1913 in
zeitgenössischen Katalogen erwähnt, welches eine
nicht gerade kurze
Bauzeit bedeutet, obwohl auch hier schon die wesentlich effektiveren
Modelle mit Zylinderfräser den Markt eroberten!
Als
Abart ist bisher ein einzelnes Modell bekannt
geworden, bei dem der komplette Unterbau aus verziertem Metall
gefertigt
war.
Es gibt einige prinzip-gleiche Maschinen. Etwa die "Dollar"
(Pat. 1890), die "Lincoln" (Pat. 1898), die
"Andrews" (Pat.um 1895). Ob diese Maschinen allerdings je
gebaut, oder in grösseren Stückzahlen in den Handel
kamen, lässt sich
noch nicht sagen!
|
|
Steckbrief
"Goodell" |
Hersteller: |
Perfect Pencil Pointer
Co., Portland bis 1892
danach Goodell & Co., Antrim, New Hampshire |
Baujahr: |
ab ca. 1890 - ca. 1913 |
Farbe: |
dunkles Holz |
Gewicht: |
360g |
Grösse: |
L=26cm B=6cm H=7,5cm |
Material: |
Holz, Eisenfeile |
Wert: |
um 250 Dollar |
Messer: |
Eisenfeile |
Tipp: |
Die Tischklemmen sind
hier das Problem, sie fehlen fast
immer. Gleiches gilt für die 4 Finger der Stifthalterung.
|
|
|
|
|
|
|
Webster - Graffco |
Video
zur Webster |
Das
erste Patent zu dieser
Maschine stammt aus dem Jahr 1892. Ein weiteres Patent kam am 1. Mai
1900
dazu. Es gibt daher zwei verschiedene Beschriftungen auf der
Rückseite!
Die Modelle vor 1900 (wesentlich seltener!) haben nur den:
"PAT. June 21.92" Schriftzug, während bei den
späteren
Modellen der folgende Schriftzug angebracht war: "PAT. June 21.
1892 May 1. 1900"
Weitere Beschriftungen aus aufgeworfenen, gegossenen Buchstaben finden
sich auf der Vorder- und Rückseite:
VS: F.S. Webster CO. NEW YORK. BOSTON. CHICAGO.
RS: F.S. Webster CO. BOSTON MASS. U.S.A.
Die Webster wurde in einem Holzkasten ausgeliefert.
Wahrscheinlich
immer auf einem Holzbrettchen, da sie sonst nicht steht. Der
Spänebehälter ist so schwer, dass sie immer nach vorn
über kippen
würde. Der Behälter ist im übrigen nur
mittels eines
Bajonettverschlusses befestigt. Insgesamt ist die Maschine ziemlich
gross und schwer, da aus massiven Gusseisen gefertigt! Um 1918 wurde
die
Produktion eingestellt, die Patentrechte jedoch wurden an an die Firma
George B. Graff Co. abgetreten.
Diese Company überarbeitete die Spitzmaschine leicht, nannte
sie fortan
"Graffco" und verkaufte sie noch bis ca. 1928. Allerdings wohl
nicht mehr sehr viele, denn es gab wesentlich bessere (kompaktere)
Konstruktionen. Bei der Graffco musste nun zum Späne entleeren
nicht
mehr der gesamt Vorbau abgenommen werden, sondern der untere Teil der
"8" lässt sich seperat demontieren. Der Vorbau ist hierbei
nicht mehr schwarz sondern verchromt.
Die Graffco ist daher ein sehr seltenes Exemplar. Trotzdem ist auch ihr
Handelswert nur mit ca. 200 Dollar zu beziffern.
Bisher
ist von der Webster nur eine Abart bekannt,
dieses Modell hatte eine -zum dreizackigen Fuss- passende Tischklemme!
Über 800 Dollar wechselten dafür den Besitzer...
Von der Graffco ist auf Ebay ein leuchtend grünes Modell
aufgetaucht,
ob das Original so war, lässt sich nicht sagen.
|
|
|
|
Steckbrief
"Webster" |
Hersteller: |
bis 1920 F.S. Webster
Co.; Boston
ab 1920 G.B. Graff Co., Boston |
Baujahr: |
Webster :Patent: 21.Juni
1892, gebaut ab 1898
Graffco: um 1918 bis ca. 1928 |
Farbe: |
Webster: nur in schwarz,
mit Goldschrift und Linierung
Graffco: vernickelter Vorbau, grün (???) |
Gewicht: |
Webster:1820g mit
Holzsockel |
Grösse: |
Webster: H=18cm L=16cm
B=10cm o. Holzsockel |
Material: |
Gusseisen auf Holzsockel |
Wert: |
Standardvariante um 200
Dollar |
Messer: |
1 rotierender
Scheibenfräser (etwas kleiner als bei der Jupiter) |
Tipp: |
In Europa nahezu
nicht zu bekommen, in den USA noch
vereinzelt. Das Nachfolgemodell ist extrem selten
|
|
|
|
Planetary
|
Video
zur Planetary |
Die
Patentierung dieser Maschine geht auf
das Jahr 1896 zurück! Ganz genau am 17.03.1896 wurde sie in
den USA und einen Tag später auch in Deutschland patentiert.
Von der Mechanik her, gehört sie zu den absoluten
Sahnestücken! Zwei Fräser bewegen sich planetarisch,
d.h. die beiden Fräser rotieren um den Stift und um sich
selbst! Das Prinzip ähnelt damit dem der
Webster, jedoch kommen hier zwei Fräser zum Einsatz.
Beeindruckend!
Der Mechanismus mit dem der Stift gehalten wird ist nicht weniger
interessant. Drei Backen, die mittels eines Hebels zweifach umgelenkt
werden und sich dann öffnen! Leider ist der Stift dadurch fest
eingespannt und muss daher immer von Hand etwas nachgeführt
werden, was die Funktionalität
stark einschränkt...
Ein weiteres Feature besteht darin, dass die beiden Beine ohne weiteres
so umgebaut werden können, so dass man die Maschine problemlos
an der Wand befestigen kann.
Die Maschine wurde in einem kleinem Holzkasten (mit Aufdruck)
ausgeliefert. Die
Plakette ist wie folgt beschriftet:
PLANETARY
PENCIL POINTER
Made by A.B.Dick Company
<Chicago, U.S.A.>
U.S.PAT.MAR.17.1896
ALSO
PAT`D IN
ENGLAND.FRANCE.
GERMANY AND BELGIUM
Als
Abart ist eine Ausführung bekannt, bei der beide
Füsse noch mittels eines
Stegs verbunden sind. Bei einem weiterem Modell waren die
Füsse, die Kurbel und
die Schublade verchromt. Ob das original so ausgeliefert wurde
lässt sich noch
nicht sagen.
|
|
Steckbrief
"Planetary" |
Hersteller: |
A.B. Dick Company,
Chicago |
Baujahr: |
ab ca. 1896 |
Farbe: |
nur in schwarz bekannt,
Messingplakette |
Gewicht: |
1200g |
Grösse: |
L=17 B=11 H=13 cm |
Material: |
Gusseisen |
Wert: |
In dem abgebildetem sehr
guten Zustand mindestens 400 - 600€ |
Messer: |
2 rotierende
Scheibenfräser (kleiner als bei der Jupiter) |
Tipp: |
In Europa nahezu
nicht zu bekommen,
bleibt www.ebay.com,
allerdings Zoll, Bank und Post wollen dann auch ihren (nicht geringen)
Teil!
|
|
|
|
|
|
|
www.Spitzmaschine.de
2020 |